Über Dornseiffs Tod schrieb ein ehemaliger Schulfreund:
„Die Umstände seines Sterbens scheinen tröstlich und der Zeitpunkt gut, aber ein großer Geist ist von uns gegangen.“
Über sein Leben hat Dornseiff für die Öffentlichkeit nur wenige Angaben gemacht.
Erwähnt hat er sein Studium der Klassischen Philologie (in Tübingen, Hamburg und Köln) sowie seinen Lehrerberuf an einem Remscheider Gymnasium mit den Fächern Latein, anfangs auch Griechisch, dazu fachfremd Mathematik, auch mal Deutsch.
Promoviert hat er (innerhalb nur eines Jahres, was wir vom o.g. Schulfreund wissen) mit der Herausgabe eines byzantinischen neuplatonisch-christlichen Textes (Isaak Sebastokrator) bei Prof. Reinhold Merkelbach an der Universität zu Köln.
Aufgewachsen ist er nach z.T. kriegsbedingten Umzügen an mehreren Orten (Straßburg, Butzbach, Köln). Ein enges Verhältnis hatte er zu seiner alleinerziehenden Mutter Hanna Dornseiff (1918-2005), einer gelernten Theaterschauspielerin, mit der er bis auf die auswärtigen Studien- und Berufsjahre zusammengelebt hatte. An seinen Vater, den Theaterregisseur und Intendanten => Richard Dornseiff (1886-1958), hatte er bis auf ein frühkindliches Treffen keine Erinnerung.
Im Jahre 1989 wurde Dornseiff nach zwanzig Jahren Schuldienst aus gesundheitlichen Gründen frühpensioniert. Aber erst dadurch konnte er seiner eigentlichen Bestimmung folgen und sein Leben ganz der Philosophie widmen.
Dornseiff, der überragend gute Schüler und Klassenprimus („Hanno war in all den Jahren der absolute Primus, weit über Klassenniveau, er war kein Streber, einfach ein Genie.“, so sein Schulfreund) begann bereits im Alter von sechzehn Jahren zu schreiben (damals geprägt von Nietzsche, Oswald Spengler, Dühring u.a.). Sein Weg als großer Denker nahm seinen Anfang.
Dornseiff schrieb damals über sich und sein Denken: „Denken ist Laster und Berufung zugleich.“
Nach vielen verworfenen Gedanken kam ihm im Winter 1961/62 in Tübingen endlich der entscheidende Satz in den Sinn, den er nie mehr verworfen hat und der endlich seinem Anspruch entsprach: „Ich möchte mich nicht irren.“
Dieser Satz wurde der Kernsatz des =>Tractatus absolutus und lautete:
„Ist etwas zu sagen? – An sich ist nichts zu sagen.“
Darüber sagte Dornseiff einmal: „Dies war der erste wesentliche Gedanke, der nicht wieder verworfen wurde.“
Die Vollendung dieses seines Lebenswerkes musste noch etliche Jahre dauern:
Im Jahr 1967/8 war das drei Seiten lange Hauptstück vollendet, aber erst nach der etwa zehnjährigen Abfassungszeit nach der Pensionierung (1990 bis 2000), konnte dieses monumentale, aus eigenem Denken entspringende Werk der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Die inzwischen entwickelte Computertechnik hat Dornseiff dabei gute, unverzichtbare Dienste getan.
Dornseiff verstand sich immer als großer und bedeutender Philosoph („philosophus sine collega“) und sah sich vielleicht als einen der letzten seiner Zunft. Darüber möge die Nachwelt urteilen.
Seine Werke sind jetzt in der Welt und sollen es nach seinem eigenen Wunsch auch über seinen Tod hinaus bleiben.
Text: Christiane Beilborn, im Mai 2024